Motorrad und Projekte
Was haben Motorradfahrer und Projektleiter gemeinsam?
Antwort: Sowohl Projektleiter als auch Motorradfahrer sind ohne Risikomanagement in Gefahr.
Ich plane gerade eine Tour. Da meine Maschine in 14 Jahren noch keinen Ausfall hatte gehe ich davon aus, dass auf jetzt nix passieren wird.
Trotzdem habe ich mein Boardwerkzeug überprüft, Ersatzteile (Kupplungshebel, Sicherungen) eingepackt und ich werde natürlich geschützte Klamotten anhaben. Natürlich wäre es im Sommer angenehmer, ohne Handschuhe, mit Jeans und T-Shirt zu fahren. Aber ich so bescheuert bin ich dann doch nicht. Klar, ich halte mich für einen sicheren Fahrer. Aber man weiß ja nie ob nicht doch etwas passiert. Außerdem bin ich nicht alleine unterwegs.
Langer Rede kurzer Sinn: Obwohl ich felesenfest überzeugt bin, dass weder mir noch meiner Maschine etwas passieren wird, treffe ich soweit mir möglich Vorkehrungen für eine ganze Reihe von Notfälle.
Projektleiter sollten genau so denken. Natürlich ist man der beste Projektleiter der Welt und es nicht schon nichts schief gehen. Aber nur für den Fall …
Jetzt kommt natürlich die Frage, ob man als Projektleiter also immer Gürtel und Hosenträger tragen sollte. Und zur Sicherheit könnte man sich die Hose noch festtackern. Antwort: Nein, natürlich nicht. Die Herausforderung im Risikomanagement liegt genau darin, Risiken zu berücksichtigen und zu bewerten, sich dadurch aber nicht zu sehr von der eigentlichen Arbeit ablenken zu lassen. Vor allem sollte man sich nicht von der Aufgabe selber ablenken lassen.
Anders ausgedrückt. Der sicherste Weg für meine Motorradtour ist bestimmt, ist fahre erst gar nicht los. Schließlich ist Motorrad fahren gefährlich. Also lasse ich es gleich sein. Das genau mache ich aber nicht. Denn hier habe ich ein Risiko, welches in zwar nicht steuern kann, aber ich akzeptiere es. Das Risiko lautet, ich kann sterben. Motorrad fahren kann tödlich sein. Ich kenne und akzeptiere das Risiko. Warum? Weil das Risiko <100% liegt (es ist 12-Mal wahrscheinlicher für einen Mann an Prostatakrebs zu sterben als auf dem Motorrad) und ich es kenne und akzeptiere. Das macht mich im Schadensfall natürlich nicht wieder lebendig…
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> es ist 12-Mal wahrscheinlicher für einen Mann an Prostatakrebs zu
> sterben als auf dem Motorrad
Ja, denn die meisten Motorradfahrer sterben nicht auf dem Motorrad, sondern nachdem sie das Motorrad (unsanft) verlassen haben und irgendwo am Straßenrand oder im Krankenwagen liegen.
Abgesehen davon ist Dein Statistik-Vergleich hinkend, da es deutlich mehr Männer mit Prostata als mit Motorrad gibt. :-)
Aber um deinen Eingangssatz zu ergänzen: Projektleiter und Motorradfahrer sind auch mit Risikomanagement in Gefahr. Weil Risikomanagement Gefahren zu bewertbaren Risiken macht, die Gefahr durch die Bewertung aber nicht eliminiert wird.