6 Monate Zivildienst
So so, da will die Regierung den Zivildienst von 9 auf 6 Monate verkürzen. Dies bzw. die nun aufkeimende Debatte finde ich ja schon ein wenig verwirrend.
Als ich 1989 meinen Zivildienst angetreten habe, stand auf meiner Einberufung „24 Monate“. Im Zuge des Mauerfalls wurde dann der Wehrdienst allerdings 1990 verkürzt und damit auch der Zivildienst (auf, ich glaube 18 Monate oder so – Update: die Verkürzung war auf 16 Monate, da Wehrdienst nur noch 12 Monate statt 18 dauerte – wobei auf der Seite der Bundeswehr 15 Monate für 1989 steht, aber das stimmt definitiv nicht).
Jetzt laufen die verschiedene Verbände dagegen die Verkürzung auf 6 Monate Sturm und sagen, dass man dann gleich auf Zivis verzichten könne. Dann müsse man den Bedarf anders decken. Beim ASB (so hörte ich es heute im Radio) sind alle Rettungssanitäter Zivis. Klar, die müssen natürlich erst angelernt werden. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass neben der Schulung evtl. noch jemand sein Recht auf Fortbildung in Anspruch nimmt und vieleicht mal eine Woche krank wird, lohnt es sich natürlich nicht, ihn erst 3 Monate auszubilden.
Aber moment mal. Zumindest als ich Zivi war hieß es offiziell, Zivildiensleistende würde nur „ergänzende Tätigkeiten“ durchführen. Es ging darum, dass wir Zivis keine Arbeitsplätze wegnehmen dürfen. Oder anders ausgedrückt: Zivis durfen nur Jobs machen, auf die man auch verzichten kann. Klar, das wurde auch schon zu meiner Zeit nicht eingehalten. Aber wenn jetzt die Verbände schreien, dann zeigt es eigentlich nur, wie schlimm es in der Pflege bei uns eigentlich steht.
Einen anderen Aspekt finde ich auch interessant. Ich musste damals meine Gründe zur Kriegsdienstverweigerung einem Ausschuss darlegen. Darüber sollte ich mal einen längeren Eintrag schreiben (ich wurde z.B. tatsächlich gefragt, was ich denn machen würde, wenn ein Verrückter mit einem Flammenwerfer ein Kinderheim abfackelt und ich hätte rein zufällig eine Pistole in der Hand). Wie auch immer auf jeden Fall wurde ich in der Anerkennung meiner Verweigerung darauf hingewiesen, dass der Zivildienst ja darum länger als der Wehrdienst sei, weil der Zivildienst einfacher sei (was für Drückeberger). Wenn jetzt der Zivildienst faktisch kürzer wird als der Wehrdienst (der wohl noch 6+3 Monate dauert?), stimmte das damals also wohl damals nicht so ganz.
Kurzer Schwank zum Schluss, ich wurde übrigens nicht als Kriegsdienstverweigerer anerkannt, weil ich meine Gewissensentscheidung (und das war sie) so überzeugend in der Verhandlung dem Vorsitzenden klar gemacht habe, sondern um Schaden von der Bundeswehr fern zu halten.
Zitat aus der schriftlichen Anerkennung: „Letztendlich stellte sich die Frage, ob der Antragsteller nicht eher einen Schaden als einen Nutzen für die Bundeswehr darstellen würde“ – kein Scherz.
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Auch ich habe 89 meinen 20 monatigen Zivildienst angetreten, der für nach mir eingetretene nur noch 16 Monate dauerte (kamen später, gingen früher)… An die meisten Begründungen habe ich erst wieder durch deinen Bericht erinnert und bestätigt eigentlich unsere damaligen Vermutungen, dass die längere Zeit bewusst den „Drückebergern“ aufgedrückt wurde und das die Verbände sehr wohl fix mit den Zivis gerechnet haben…..