Guerilla Projektmanagement

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Von Ameisen und Softwareentwicklern

Gestern habe ich ja einen Vergleich zwischen Ameisen und Projektarbeit gemacht. In diesem Zusammenhang gibt es bei IT Projekten einen Punkt, der in letzter Zeit in vielen Teams die ich gesehen habe wenig berücksichtigt wurde.

Zwischen Ameisen und Softwareentwicklern gibt es nämlich einen wichtigen Unterschied. Na ok, es gibt vermutlich viele Unterschiede zwischen Menschen und Ameisen. Aber ich will nur auf einen Punkt hinaus.

In Köln gibt es einen riesigen Outdoor laden. Auch wenn einige Punkte gegen den Laden sprechen (oft zu teuer, erinnert mich an meine Ex-Freundin, viele Verkäufer haben keine Ahnung) bin ich dort ganz gerne. Auf der 2. Etage gibt es eine Ameisenkolonie hinter Glas. Ich muss zugeben, ich könnte mir das immer stundenlang anschauen. Dabei bin zumindest ich nicht in der Lage, einzelne Ameisen voneinander zu unterscheiden. Aus meiner Sicht scheinen alle Ameisen ihren Job ähnlich produktiv zu machen. Und da sind wir dann auch schon beim Unterschied:

Ameisen arbeitet ähnlich. Die Produktivität von Softwareentwicklern unterscheidet sich enorm.

Damit ist nicht nur die Qualität des Ergebnisses gemeint. Manche Entwickler sind bei gleicher Qualität einfach 10 Mal schneller als ihre Kollegen. Das spricht weder für diesen Entwickler, noch gegen seine Kollegen. Aber der Unterschied ist extrem. Ich denke, es gibt wenig Branchen, bei denen sich die Produktivität einzelner Teammitglieder so extrem unterscheidet. Oder ist es z.B. normal, dass ein Maurer 10 Steine setzt in der Zeit in der sein Kollege einen Stein schafft?

Andere Entwickler sind Spezialisten wenn es darum geht, Fehler zu finden. Als ich selber noch viel Software entwickelt habe, konnte ich ziemlich intuitiv die Ursache für einen Bug finden (was vermutlich daran liegt, dass ich selber so extrem viele Fehler in meinen eigenen Code eingebaut habe, dass ich geübt war…).

Langer Rede kurzer Sinn: Die Schwerpunkte und Spezialfähigkeiten unter IT-Menschen unterscheiden sich sehr stark, stärker als in vielen anderen Branchen.

Und was passiert? Der langsamere Entwickler bekommt den Ärger dafür, dass er nicht so gut ist, wie der Überflieger – was den Überfliegen als guten Teamplayer dazu bringt, einfach langsamer zu arbeiten. Teams und Teammitglieder werden nach Anforderung und nicht nach Fähigkeit quer durch die Projekte rangiert. Nicht der Spezialist ist gefragt, sondern der Generalist der problemlos jede bel. Rolle je nach Anforderung einnehmen kann.

Allgemein tut man sich ja in vielen großen Firmen mit der Förderung von Fachkarrieren schwer. Eine Führungslaufbahn wird gefördert und hat ein gutes Ansehen. Aber wenn jemand lieber eine Fachlaufbahn durchschreiten möchten, hat dies weniger Ansehen – wenn so etwas überhaupt in der Firma existiert. Die Qualität eines Mitarbeiters bemisst sich dann nicht nach seinen Ergebnissen, sondern nach der Anzahl der ihm unterstellten Mitarbeiter.

Ist das sinnvoll? Nein, absolut nicht. Im Sport kommt ja auch niemand auf die Idee, einen Hammerwerfen für den 400 Meter Lauf anzumelden. Und was passiert, wenn Michael Schuhmacher auf ein Motorrad steigt, haben wir ja gesehen… Aber im Projektgeschäft wollen wir scheinbar alle Mitarbeiter zu 10-Kämpfern ausbilden.

Ergebnis: Sie können vieles gut, aber nichts hervorragend.

Spezialisten zu fördern ist für jeden Teamleiter eine Herausforderung. Aber wer ein Team haben möchte, welches Berge versetzen kann, sollte sich dieser Herausforderung stelllen.

2 thoughts on “Von Ameisen und Softwareentwicklern

  • Andreas sagt:

    Wir nannte man eigentlich die Projektmethode, jedem guten Programmierer einen schlechten zuzordnen und ist die inzwischen hoffentlich wieder aus der Mode?

    P.S. Die Qualität eines Mitarbeiters hat sich noch nie nach der Anzahl der ihm unterstellten Mitarbeiter bemessen. Das verwechselst Du mit dem Gehalt.

  • pmXpat sagt:

    Hi Guerilla Projektmanager,

    Based on the assumption that I understood the German article correctly, I comment:
    A team is a team, weather in business or in war. So what happens when the Tank Commander gets the bullet in his face? There is a chain of command, someone else fulfills his role, someone from the team, not as good, but you still have the tank shelling on the enemy. Now, same goes for the driver, etc.

    So my opinion would be, and maybe it is due to my combat background, that it does make sense to have the specialist knowing more than only his role. Now how much more? Depends on the capacity of their brains – yes no joke, that is tested in the Army and people will be divided into the related training. OK, so in business we do not have that privilege – so instead we let experience do its work, and I would recommend to have those capable (or willing) people to have a targeted non-of-their-business training (which will teach them what they should know, in case they are urgently needed for another team).
    After all business is like war (and marketing especially – checkout the terminology on Marketing books) – the one who react to the changes on the field will win the battle.
    Now having your commando of experts will definitely will put you on the strongholds, but even a commando of experts needs to be able to continue marching, even if the navigation-expert is already on the ground.
    I hope I am not too dramatic – but you get the point.
    The reason why teams do not work as efficient/effective as they could, is nothing to do with Specialist/Generalist – It is to do with the difficulty of having people identifying with the organization.
    E.g. organization which provide stock-options (i.e. USA) do have their workers working effective and even longer hours on their own initiative.

    Good luck, and try to spend more time with people and less with Ameisen ;-)

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