Infrastrukturprojekte (Teil 1)
Mit Infrastruktur-Projekte meine ich Projekte, die hauptsächlich dazu dienen, bestehende Systeme abzulösen. Eigentlich nicht ungewöhnlich, sollte man meinen. Jedes System ist irgendwann veraltet, hat keinen Support mehr oder erfüllt nicht mehr die Anforderungen. Also sollte es selbstverständlich sein, dass man von Zeit zu Zeit seine Systeme überarbeitet
Das Problem? Nun: Stellen wir uns mal vor, der Vorstand der Firma X bekommt zwei Projektvorschläge.
Projekt 1 wurde von der IT vorgeschlagen. Der Order-Manager soll ausgetauscht werden. Es kostet 500.000 EUR und dauert 2 Monate.
Projekt 2 stammt vom Vertrieb. Es geht um die systemseitige Unterstützung eines neues Produktes. Es kostet auch 500.000 EUR, die Vertriebler sagen aber, das neue Produkt bringt 5 Mio. Umsatz.
Na, und jetzt raten wir mal, welches Projekt vom Vorstand genehmigt wird …
Strukturprojekte haben immer einen schlechten Stand. Der IT Leiter kommt zum Vorstand und versucht klar zu machen, dass der Order-Manager wirklich dringend ausgetauscht werden muss. Der Vorstand lächelt weise. Ach, diese IT’ler. Keine Ahnung von BWL, aber ständig droht die Welt unterzugehen. Aber wenn man ihnen das Budget verweigert, finden sie trotzdem immer einen Weg. Also, so schlimm wird es wohl nicht sein.
3 Monate später bricht der Ordermanager zusammen. Es wird unter Volldampf ein neues System (für 1.4 Mio EUR) binne 2 Wchen installiert. Auf Grund der knappen Zeit klappt bricht das totale Chaos aus. Der Vertrieb ist sauer, der Vorstand auch.
Immer diese blöde IT. Erst meckern sie herum. Dann gibt man Ihnen mehr, als sie wollen und sie bekommen es doch nicht hin.
‹ Vertriebsidee Internetzensur funktioniert nicht ›
Immer diese blöden ITler, keine Ahnung von betriebsinternen Entscheidungsprozessen. Im besagten Fall würde ich dem IT-Leiter empfehlen, einen externen Gutachter mit einer Kurzanalyse des Order-Managers machen zu lassen und mit den Argumenten aus dem Gutachten den Projektantrag erneut zu stellen. Oder (noch besser) den Vorstand dazu bringen, die Analyse selbst in Auftrag zu geben…
Die Entscheidungsgrundlage ist mangelhaft bzw. lückenhaft. Es müssen bei einer solchen Vorlage nicht nur die Kosten ausgewiesen werden, die anfallen wenn etwas getan wird, sondern auch die, die anfallen wenn etwas nicht gemacht wird. Im konkreten Fall wurden die Wagniskosten bzw. Rückstellungen nicht ausgewiesen.
Wie Vorgänger schon bemerkten, wurde hier die Risiken vernachlässigt. Das Beispiel zeigt sehr gut, wieso Risk Management wichtig ist und auch steigendes Interesse daran besteht.