Projektteam erziehen
Wenn man lernen will, wie Kindererziehung nicht funktioniert, muss sich einfach nur in einer bel. Stadt einige Zeit lang mit dem Bus durch die Gegend fahren lassen:
„Also, Kevin, das ist jetzt die letzte Warnung! Noch einmal, und wir fahren nach Hause. So, jetzt aber: Allerletzte Warnung! Kevin! Ich habe Dir doch gesagt!“ …
Nun habe ich keine Kinder und darf mir daher eigentlich kein Urteil anmaßen. Aber manchmal denke ich, die hätten lieber erstmal mit einem Hund üben sollen.
Die Zauberformel ist klar: Klare Grenzen setzen.
Es muss beiden Parteien (Kind und Elternteil) klar sein, wo die Grenzen sind, wann die Grenze überschritten ist und – sehr, sehr wichtig – was die Konsequenzen sind. Die Konsequenz wird vorher angekündigt und dann auch durchgezogen. Also muss schon mal klar sein, dass die „Strafe“ nicht unmöglich ist. „Wenn Du nicht Deine Sachen packst, kommst Du nicht mit in den Urlaub“. Unsinn! Es sei denn, die Oma wohnt im gleichen Haus und kann sich des schreienden Kindes annehmen. Eltern müssen auf das Kind verlässlich wirken.
Jetzt mag sich der ein oder andere Leser fragen, ob ich den Inhalt des Blogs gewechselt habe. Nein, es geht immer noch um Projektarbeit. Aber es ist so:
Die Regeln für den Umgang mit Haustieren, Kindern und Projektteams sind ziemlich gleich
Der Projektleiter übernimmt die Verantwortung für das Projektergebnis. Entsprechend ist er auch derjenige, der am Ende des Tages die Entscheidungen trifft und für sein Team gerade stehen muss (Eltern haften für ihre Kinder). Daher muss absolut klar sein, dass er auch das letzte Wort hat. Meine Formel lautet immer:
Jeder Mitarbeiter hat das Recht – ja sogar die Pflicht – sich und seine Ideen einzubringen. Aber wenn ich als Projektleiter die Entscheidung treffe, ist die Diskussionsrunde vorbei und alle halten sich an diese Entscheidung.
Projektarbeit ist keine basisdemokratische Veranstaltung. Oder, etwas bodenständiger ausgedrückt: Ich Chef, Du Turnschuh
Wie erreicht man das? Über klare Grenzen und Zuverlässigkeit.
1. Ich stehe zu meinem Wort und stehe zu meinen Entscheidungen. Wenn ich etwas zusage, dann halte ich es auch. Wenn meine Entscheidung falsch war, dann stehe ich dazu und schiebe es nicht einem anderen Teammitglied in die Schuhe
2. Ich setze mir und dem ganzen Team klare Grenzen. Wenn ein Bericht bis 17:00 Uhr fertig sein soll, erwarte ich nicht, dass um 20:00 Uhr die Mail kommt „ich habe es nicht geschafft“. Das hätte ich um 16:45 Uhr noch ok gefunden. Wenn ein Meeting von 16:00-17:00 Uhr dauert, erwarte ich, dass um 16:00 Uhr alle anwesend sind. Im Gegenzug werde ich das Meeting auch um 17:00 Uhr beenden.
3. Ich biete Zuverlässigkeit. Im Gegenzug erwarte ich, dass sich jedes Teammitglied auf den anderen verlassen kann.
Ist das eine Garantie für den Projekterfolg? Nein, es ist natürlich nur ein kleiner Baustein.
Ein funktionierendes Team ist keine Erfolgsgarantie. Aber ein schlechtes Team bedeutet einen garantierten Misserfolg!
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Ich weiss ja nicht, was Du für Projektteams oder Haustiere hast, aber die Regeln bei beiden sind nicht gleich.
Projektteams sind meist lernfähiger als Haustiere (Ja, ich wollte es erst anders herum schreiben …).
Frohes neues Jahr!
Ich finde Deine, Sven, Analyse und Empfehlung richtig.
Als Projektleiter schwärmt ja von einer Commitmentkultur a la:
a) Ich versuch’s.
b) Ich versuch’s mal.
c) Danke für Deine Email. Bitte ruf mich zurück – vorher kann ich nichts machen.
Regeln und Grenzen: Ja! Ist aber meist gerade am Projektanfang schwierig, weil man gerade ein Projekt akquiriert und das Team zusammengestellt hat, die Stimmung gut ist, und ja noch nichts „passiert“ ist. Also, wie in jeder frischen Beziehung. Aber genau am Anfang gilt: Keine Missverständnisse aufkommen lassen.