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Tipp: Wiederentdeckung des Usenet

Ich der letzten Zeit ist mir aufgefallen, dass einer der ältesten Internet-Dienste(*) selbst bei erfahrenen IT-Experten mehr und mehr in Vergessenheit gerät: Das Usenet.

Dabei ist – nach einigen Jahren in denen man vor lauter Müll keinen sinnvollen Inhalt finden konnte – mitterweile wieder sinnvoll nutzbar.

Aber fangen wir vorne an. Das Usenet ist ein elektronisches schwarzes Brett, über welches mal Nachrichten austauchen kann. Es ist damit der Vorläufer der heute bekannteren Foren die man auf vielen Web-Seiten findet. Die Nachrichten liegen jedoch nicht wie bei einem Web-Forum auf einem einzigen Server, sondern werden über ein entsprechendes Austauschformat weltweit auf tausenden von Servern verteilt.

Man ist also über das Usenet in der Lage, sich zu vielen Themen weltweit mit anderen Menschen auszutauschen. Die Inhalte sind in verschiedenen Gruppen hierachisch sortiert.
Die ursprünglichen Rubriken (die Big 7 ) sind:
comp (Computer),
talk (Plauderei) ,
soc (Soziale Themen),
sci (Wissenschaft),
rec,
news und
misc
Darunter wiederum finden sich tausende Untergruppen. Mein Anbieter führt beispielsweise >70.000 Grupen.

Einschub, nutzloses Wissen:
Neue Gruppen unterhalb dieser Struktur werden durch ein komplexes demokratisches (na ja) Verfahren eingeführt. Da dies irgendwann jemand mächtig ärgerte – er fand keine Mehrheit für eine Sex-Gruppe – gab es eine weiteren Zweig: Alt.* (für „alternative“) .
Die ersten alt Gruppen waren: alt.sex, alt.drugs und alt.rock-n-roll.

Weiter im Text:
Zusätzlich gibt es lokale Zweige, in Deutschland unter de.*.
Von mir oft gelesene Gruppen sind u.a. :
de.rec.motorrad,
de.rec.mampf (Rezepte),
de.rec.laufen.misc
comp.lang.ruby

Wie kommt man nun an diese Informationen heran?
Google indiziert „natürlich“ auch das Usenet. Man findet die Inhalte unter „Groups“. Aber das ist eher der umständliche Weg. Sinniger ist es, sich einen Anbieter zu suchen, der einem Zugang zu einem Usenetserver bietet.
Eine Liste findet man z.B. hier: http://newsserverliste.cord.de.
Viele Internetprovider pflegen für ihre Kunden einen Server. Andere Server sind kostenpflichtig oder kostenlos für alle Kunden zu nutzen, Beispiel: http://news.motzarella.org/.

Jetzt braucht man noch ein Programm, um die Usenetgruppen zu lesen. Das geht z.B. mit dem Mailprogramm Thunderbird (Outlook kann es wohl auch). Und schon kann man sich die langweiligen Web-Foren sparen.

Die dunkle Seite 1:
Vor einigen Jahren konnte man das Usenet eigentlich nicht mehr nutzen. Die Gruppen waren komplett mit Werbung vollgemüllt. Ergebnis: Die Nutzerzahlen sanken, Ergebnis: Die Werbung ging zurück. Jetzt geht es wieder.

Die dunkle Seite 2:
Das Usenet ist nicht nur Tummelplatz für Werbung. Auch scheint es eine geradezu magische Anziehung auf Leute auszuüben, die ordentlich einen an der Waffel haben (um es noch freundlich auszudrücken). Die goldene Regel: Nie mit solchen Leuten Diskussieren. Es sei denn, man hat Spaß an solchem Quatsch. eine Gute Quelle sind die Gruppe alt.ufo, de.alt.ufo und de.alt.soc.verschwoerung.

Die dunkle Seite 3:
Neben Texten werden auch digitale Inhalte in einigen Gruppen geführt (den Binary-Groups). Die meisten kostenlosen Anbieter führen diese Gruppen nicht, da sie einfach viel zu viel Traffic verursachen. Außerdem verlagert sich die Szene weg von den P2P Netzwerken immer mehr in Richtung Usenet. Mal schauen, was sich Platten- und Filmindustrie einfallen lassen, um auch diesen Verbreitungsweg zu stoppen.

(*) = Ja ja, liebe Besserwisser. Usenet hat sich erst neben dem Arpanet entwickelt. Aber wir wollen das hier ja nicht zu einer UUCP Schulung ausarten lassen …

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2 thoughts on “Tipp: Wiederentdeckung des Usenet

  • Thomas sagt:

    Ich frage mich auch schon länger, warum das Usenet nicht bekannter ist unter ITlern. Oder, wenn es bekannt ist, dass man dort nicht nur „binaries saugen“ kann.

    Gerade die dunkle Seite 3 führt nämlich zu der Renaissance des Usenets. Doch warum reagieren die Copyright-owner nicht darauf? Ist die kritische Masse dort (noch) nicht erreicht? Liegt es daran, dass viele Serveranbieter in irgendeiner „rechtsneutralen Bananenrepublik“ stehen und dort keine Logfiles zu holen sind?

    Diese Frage beschäftigt mich nun schon seit ein bis zwei Jahren immer wieder mal. Ich vermute, dass die kritische Masse nicht erreicht wird. Um das Bedrohungspotenzial werden die Damen und Herren wissen. Oder? Vielleicht ist das Usenet doch zu sehr Geek als dass es sich bis in die hohen Etagen der Rechteinhaber hochgearbeitet hat? Ich meine, wenn selbst viele, gerade jüngere ITler nichts mit dem Begriff Usenet anfangen können!?

    Was denkt ihr?

  • Martina Diel sagt:

    Ich lese dein Blog nicht mehr regelmässig genug, sonst hätte ich mich neulich nicht so über dein Posting in debs gewundert. Wird wieder anders, versprochen! ;-)

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