Die Jagd nach den besten Köpfen (Teil 1)
Jetzt geht sie also wieder los, die Jagd nach den besten Köpfen. Von 2002 bis ca. 2005 (davor ca. 1995) berichteten die bunten Blätter noch von hochqualifizierten Menschen, die einfach keine Arbeit finden. Jetzt berichten sie von Firmen, die keine qualifizierten Mitarbeiter finden. Klar, auf dem Arbeitsmarkt herrscht ein „Schweinezyklus„.
Aber viele der Probleme haben die Firmen sich selber zuzuschreiben.
(Nicht nur) im IT Sektor hat sich eine extreme Hire&Fire Metalität eingestellt. Wenn es Firmen gut geht, stellen sie jeden ein, der an der Firmentür vorbeiläuft – auch, wenn er eigentlich nur die Pizza vorbeibringen will. Bleiben die Aufträge dann aus, versucht man die Leute wieder zu entlassen.
Dabei passiert folgendes: Die schlechteren Mitarbeiter werden entlassen. Die guten Leute gehen schon vorher aus eigenem Antrieb zu einer anderen Firma. Eigentlich will man die ja behalten. Aber die sind ja nicht doof und sehen frühzeitig, ob es der Firma gut geht oder nicht. Übrig bleibt der mittlere Teil – also die eher durchschnittlichen Mitarbeiter. Wenn jetzt diese Firma neue Mitarbeiter sucht, hat sie es schwer. Die wirklich guten Leute fangen dort nicht an. Warum sollten sie in einer doch eher durchschnittlichen Firma arbeiten? Also wird man zwar neue Mitarbeiter finden. Aber die richtig guten Leute – die man bei der letzten Schrumpfungswelle verloren hat – kann man nicht ersetzen. Und bei der nächsten Entlassungswelle? Gehen wieder die besseren Mitarbeiter.
Ergebnis: Der Qualitätsdurchschnitt sinkt mit jedem Zyklus. Ergebnis: Es wird immer schwerer, gute Mitarbeiter zu finden.
Warum ist das so?
Grund 1: Zu wenig Fortbildung. Viele IT Firmen investieren viel zu wenig Geld in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Gerade in diesem Sektor hat Wissen leider eine sehr geringe Halbwertszeit. Beachten die Firmen das? Selten! Meistens ist Weiterbildung etwas für den Feierabend. Macht doch mal den Selbstversuch und lest während der Arbeitszeit ein Fachbuch. Mal schauen, was der Chef sagt. So wird man jedoch die eher „durchschnittlichen“ Mitarbeiter nie nach vorne bringen.
Grund 2: Mangelnde Zukunftsplanung. Ist es nicht seltsam? So ziemlich jeder selbstständige IT-Berater in meinem Bekanntenkreis plant auch für die Kriese. Wenn es sein muss, können wir auch mal ein bis zwei Jahre ohne Auftrag auskommen. Auch wissen wir, wann es eng wird. Meine persönliche Planung kennt einen klaren Ausstiegspunkt, an dem ich jedes Projekt bzw. auch eine Festanstellung annehmen werde – nämlich, wenn meine geplanten Reserven zu einem gewissen Prozentsatz verbraucht sind. Diese Reserven haben wir ganz bewusst angelegt. Auch habe ich meine Ausgaben entsprechend geplant. Ich würde mir kein neues Büro mieten oder ein großes Auto kaufen wenn ich nicht sicher bin, auch dies mind. ein Jahr aus den Reserven zu finanzieren.
Aber was machen viele IT-Firmen (gerade die Beratungsfirmen)? Fällt ein großer Auftrag weg, bricht die ganze Finanzierung zusammen und ganze Abteilungen stehen auf der Straße. Organischen Wachstum? Planen für die Kriese? Natürlich nicht! Jeder Euro wird sofort reinvestiert. Entweder in die Firma, oder in die Dienstwagen.
Aber Reserven anlegen? Also Bitte! Geld muss doch arbeiten. Das lernt man schließlich im Grundstudium BWL. Also auf zur Jagd nach den besten Köpfen – bis zur nächsten Entlassungswelle.
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Sehe ich genau so und weise auch ständig auf dieses Thema hin, doch will es keiner hören. Was aber in deinem Betrag noch fehlt ist der Faktor Gehalt. Bei jeder Entlassungswelle geht es denen die bleiben dürfen an die Kohle. Diese beißen jedoch die Zähne zusammen, denn eigentlich sichd sie froh bleiben zu dürfen, ob des Wissens, dass sie doch eher zweite Wahl sind.
Doch diese Freude hält nur bedingt an. wenn es einem ans Geld geht ist halt eben doch Schluss mit lustig. Wir haben einen unzufriedenen, unmotivierten Mitarbeiter mehr. Doch was, wenn es der Branche wieder besser geht, was wenn der Markt sich dreht, vom Arbeitgeber zum Arbeitnehmermarkt? Dann trifft es besagte Unternehmen besonders hart, denn die Unzufriedenen gehen dann als erstes. Mit dem dann verbleibenden Personal kann man keinen Krieg mehr gewinnen.
[…] einem meiner Lieblingsblogs habe ich heute einen wirklich sehr interessanten Beitrag gelesen: “Die Jagt nach den besten Köpfen (Teil 1)”. Er handelt davon, dass Firmen es versäumen Mitarbeiter ausreichend zu qualifizieren (gerade im IT […]