Guerilla Projektmanagement

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Gefährliche Projekte

Bei ca. 30% aller Projektvorhaben ist es sinnvoll, das Projekt erst gar nicht zu starten. Manchmal steht das erwartete Ergebnis in kleinem Verhältnis zum Risiko. Oft sind die Projekte auch einfach nur relativ schlecht durchdacht. In meiner Arbeit als freier Projektleiter habe ich schon das ein oder andere Projekt zu Beginn wieder beendet – auch auf die Gefahr hin, damit meinen eigenen Job wegzudiskutieren. Aber ich halte es für einen Teil meiner Beratungsleistung, vor solchen Projekten zu warnen. Meine Kunden haben es mir immer gedankt.

30% alle Projektvorhaben sind durchführbar, müssen aber neu geplant werden. Nur ca. 30% aller Projekte sind von Anfang an komplett umsetzbar.

Bleiben noch 10%. das sind die Projekte die unter die Überschrift „gefährlicher Unsinn“ fallen. Die Idee an sich ist zwar nicht schlecht. Aber im Zuge des Projektes wird soviel Schaden angerichtet, dass man das Projekt besser nicht gestartet hätte. Ein solches Projekt durfte ich gestern im Fernsehen bewundern.

„Showpraktikant“ Elton ist ein Sidekick der Stefan Raab Show TV-Total auf Pro7. Dieser Elton hat vor 3 Monaten eine Wette verloren und wird nun als Wetteinsatz den New-York Marathon laufen. Allerdings hat Elton keinerlei Erfahrung und dazu noch reichlich Übergewicht.

Gestern nun war Elton bei TV-Total und berichtete über seinen aktuellen Trainingszustand. Dieser ist: desolat. Laut seiner Webseite hat er bislang gerade mal 300Km hinter sich gebracht. Jetzt startet die heiße Phase. Mal schauen, wie es weiter geht.

Warum ich das sehr, sehr gefährlich finde: Elton hat natürlich eine extrem gute Unterstützung. Er arbeitet mit der Sporthochschule Köln zusammen und hat (laut der Webseite) u.a. Triathlet Lothar Leder als Trainer. Ich gehe davon aus, dass die es schon irgendwie schaffen werden, Elton nach New-York zu bringen. Aber was ist die Botschaft, die beim Zuschauer ankommt? „Hey, so ein Marathon kann man locker in 6 Monaten Training schaffe.“

Kann man nicht! Von 0 auf 42 Km benötigt man normalerweise 1-3 Jahre Vorbereitung um Sehnen und Gelenke an die Belastung zu gewöhnen (Ausdauer und Muskeln sind weniger das Problem). Außerdem muss sicher gestellt sein, dass keine unerkannten Erkrankungen – vor allem am Herz- vorliegen. Wir erinnern uns: Alleine beim Ruhrmarathon 2007 hat es 3 Todesopfer gegeben.

Ich bin der Meinung, dass durch eine solche dumme Berichterstattung wie gestern bei TV-Total die Gefahr besteht, dass nächstes Jahr noch mehr Leute umfallen. Man sollte zumindest darauf hinweisen, dass so eine Leistung (von 0 auf Marathon in 6 Monaten) nur mit massiver Betreuung möglich ist. Sollte es nicht klappten, werden Eltons Ärzte die Notbremse ziehen – diesen Vorteil haben wenige Freizeitsportler. Ich hoffe, es gibt nicht zu viele Nachahmer. Ok, ich muss mir auch an die eigene Nase fassen. Ich hatte meinen ersten Gesundheitscheck nach meinem ersten Marathon…

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4 thoughts on “Gefährliche Projekte

  • sascha sagt:

    Dem muss ich leider wiedersprechen. Mein Kollege F. (Raucher) ist den Amsterdam Marathon nach 8 Wochen Trainig gelaufen und mit etwas über 4 Stunden Laufzeit im Ziel angekommen. Ob das Gesund ist sei dahin gestellt.

    Disclaimer: Der Name komplette Name kann via Mail angefragt werden.

  • Markus sagt:

    genau das meint Sven doch – es ist eben nicht Gesund.
    Muskeln und Kondition dahin zu bringen, das man den Marathon durchsteht ist eine Sache, die man in der Zeit schaffen kann. Welchen Schaden man mit so einer relativ ploetzlichen Intensivbelastung seinen Sehnen, Gelenken oder Organen zufuegt, ist aber nicht abzusehen.
    Leistungssport ist – im Gegensatz zum Breiten- oder Freizeitsport – eben nicht nur Spass. (Kann aber 10^10^10^ … mal soviel bringen und wenn man jedoch einmal infiziert ist kommt man nichtmehr davon los ;) )

    Fröhliches sporten ;-)

  • Andreas sagt:

    > „Aber was ist die Botschaft, die beim Zuschauer ankommt?“

    Elton ist für mich ein schmerzbefreiter Jackass/Danger-Seeker der für ein bischen Quote jeden abstossenden und absurden Scheiss macht um die Show zu retten und dabei auf die Sensationsgier der Zuschauer setzt.

    Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden (ausser Praktikaten bei Fernsehsendern) gibt, der Elton auch nur ansatzweise nachahmen will.

  • Sven Rimbach sagt:

    Hmm, legen wir mal zwei Kommentare nebeneinander:

    1.
    > Mein Kollege F. (Raucher) ist den Amsterdam Marathon nach
    > 8 Wochen Trainig gelaufen

    2.
    > Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden gibt,
    > der Elton auch nur ansatzweise nachahmen will.

    Aus meiner eigenen Erfahrung: Du glaubst gar nicht, was für Leute bei einem große Marathon so am Start stehen. Da findest du Starter mit BMI jenseits der 35 , die nach 2Km schon aus der Puste sind und die erste Gehpause einlegen…

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