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Das Sauce Bernaise Syndrom

Worum geht es? Beim Sauce Bernaise Syndrom wird man auf Grund eines einzigen Ereignisse konditioniert. Man isst ein bestimmtes Lebensmittel und wird danach ernsthaft krank. Auch wenn die Krankheit überhaupt nichts mit diesem Lebensmittel zu tun hat – weil es eine simple Erkältung war – wird man von nun an dieses Lebensmittel meiden. Mehr noch: Alleine beim Anblick dieses Lebensmittels fühlt man sich schon krank. Die Natur hat sich dabei natürlich etwas schlaues gedacht. Es ist eine simple Überlebensstrategie die uns dabei geholfen hat, nicht ständig die gleichen giftigen Dinge in uns hineinzuwerfen.

Dummerweise ist diese „Konditionierung durch ein einziges Ereignis“ natürlich extrem ungenau. Aber diese Fehler lassen sich bei Lebensmitteln verschmerzen. Da macht es Sinn, einfach mal weniger Dinge zu essen – auch wenn einige falsche „Treffer“ dabei waren.

Wie wir Menschen nun mal konstruiert sind, setzen wir dieses Lernverhalten jetzt nicht nur bei Lebensmittel ein, sondern gleich auf zu ziemlich alle anderen Bereiche unseres Lebens. Heraus kommen dabei dann Aussagen wie „rothaarige Frauen bringen mir Unglück“ – statistische Schlussfolgerungen aus einer viel zu geringen Datenbasis.

Wir Projektleiter sind für dieses Syndrom besondern anfällig. Weil wir in einem Projekt mit einer Sache auf die Nase gefallen sind, glaube wir, das dies immer so sein muss: „Agile Methoden wie SCRUM? Ach, da habe ich nur schlecht Erfahrungen gemacht“. Fragt man weiter nach, ist damit genau ein Projekt gegen die Wand gefahren – bedingt durch mangelnde Erfahrung und interne Widerstände.

Noch schlimmer ist der umgekehrte Fall: „Wenn ich krank bin, hilft mir immer Milchsuppe“. „Eine Middleware ist die Lösung aller Probleme“. „Zwieback ist das absolute Krankheitsessen“. „MDA ist toll“, „Ich mache nur noch J2EE“ usw. usw.

Woran liegt das? Nun, wie auch bei originalen Sauce Bernaise Syndrom ist es ein Problem der falschen (oder gar nicht vorhandenen) Fehleranalyse. Ockams Rasiermesser hält uns an, die einfachste Erklärung zu suchen. In der Praxis suchen wir statt dessen oft die Erklärung die am schnellsten ist, möglichst wenig Auswirkungen hat, einen selber im bestmöglichen Licht stehen lässt und (ganz wichtig) möglichst wenig mit uns zu tun hat.

Das Ergebnis: Projektleiter neigen unabhängig von ihrer Erfahrung dazu, ihr ganzen Berufsleben nach einem einmal gelernten Schema zu arbeiten. Eine Auswirkung: Man bekommt z.B. das Wasserfallmodell nicht aus den Leuten heraus. Die Bereitschaft, gerade unter Stress einen neuen Weg zu versuchen tritt höchstens erst dann zu Tage, wenn eh‘ alles zu spät scheint und es „jetzt ja auch egal ist, also versuchen wir es mal so“.

Was kann man dagegen machen? Ständig lernen, ständig alles in Frage stellen. Und vor allem: Sich selber ständig in Frage stellen. Flexibilität kann man lernen und muss man üben.

5 thoughts on “Das Sauce Bernaise Syndrom

  • Andreas sagt:

    Wenn man sich selbst ständig in Frage stellt, hat man keine Zeit mehr zu anderen Sachen (z.B. Leben, Arbeit,…). Dazu: Grüblerische Naturen, die sich ständig selber in Frage stellen (und daher von Selbstzweifeln getrieben werden…) verlieren leicht an Selbstvertrauen und neigen noch mehr zum Unglücklichsein und zu Fehlern aus Unsicherheit.

    Wie bei (fast) allem: Die richtige Mischung machts.

  • Great Gonzo sagt:

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  • Sven Rimbach sagt:

    Wow wow wow, da habe ich mich wohl mal wieder ein wenig unverständlich ausgedrückt.

    ich glaube nicht, das „ständig Dinge in Frage stellen“ mit Selbstzweifel gleichzusetzen ist.

    Gerade um den Mut für Änderungen und Verbesserungen aufzubringen braucht man extrem viel Selbstbewusstsein.Ganz im Gegenteil. Der Mut zur ständigen Verbesserung kann nur aus einem ausreichenden Selbstbewusstsein (im besten Wortsinne) erfolgen.

  • Andreas sagt:

    @Sven: Hmmm….

    Es braucht manchmal Mut und Selbstbewusstsein, neue Sachen auszuprobieren, über den eigenen Schatten zu springen und seine Fehler sich und anderen einzugestehen. Speziell, wenn Sie mit dem eigenen Selbstbild kollidieren.

    Um sich aber selbst „ständig in Frage zu stellen“ (d.h. an sich selbst zu zweifeln) braucht man nicht unbedingt Mut. Vielmehr sind solche Selbstzweifel oftmals aus Unsicherheit und Angst getrieben (und rückkoppeln sich mit diesen…).

    Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die brauchen (z.B. bei medizinischen Diagnosen) schon mal Mut, die eigene Ignoranz („ich gehe nicht zur Vorsorge, weil ich lieber nicht wissen will, ob ich Krebs haben könnte …“) zu überwinden.

    Projektleiter lieben manchmal knackig-kurze Erkenntnis-Regeln. Aber Menschen an sich sind komplexe Gebilde :)

  • Klaus sagt:

    „Beim Sauce Bernaise Syndrom wird man auf Grund eines einzigen Ereignisse konditioniert. Man isst ein bestimmtes Lebensmittel und wird danach ernsthaft krank. Auch wenn die Krankheit überhaupt nichts mit diesem Lebensmittel zu tun hat – weil es eine simple Erkältung war – wird man von nun an dieses Lebensmittel meiden.“

    Wenn man das Sauce Bernaise Syndrom gezielt einsetzen könnte, wäre es wohl ein perfekter Weg um mit dem Rauchen aufzuhören… ;-)

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