Personen- und Sachebene
Ich war mein ganzes bisheriges Leben lang ein mittelmäßiger, aber begeisterter Sportler – jedoch dafür immer extrem emotional bei der Sache. Beim Tennis war ich ein gern gesehener Doppel-Partner, weil ich meinen Partner zum Sieg „geprügelt“ habe und unsere Gegner komplett demoralisieren konnte. Wenn ich Sport gemacht habe, dann richtig. Komisch, dass ich heute beim Laufen hängen geblieben bin. Dabei kann man schlecht jemanden anschreien…
Bei aller sportlichen Härte achte ich auf eine Sache. Klar, im Spiel habe ich nur ein Ziel: Ich will meinen Gegner am Boden sehen! Ich befolge die Regeln. Aber, ich mache dich fertig! Und anschließend gehen wir zusammen ein Bier trinken… Schließlich habe ich nichts gegen meinen Gegner persönlich.
Als Westfale (schlimmer noch: Dortmunder sind Westfalen und Ruhrgebietler) gehöre ich einer Menschengruppe an, die das direkte Wort schätzt. Große Diplomaten kommen irgendwie nicht aus dem Ruhrgebiet…. Aber auch hier gilt: Nie die Sachebene verlassen.
Im Projektalltag kommt man um Konflikte nicht herum. Das lässt sich nicht vermeiden und weil wir ja keine Schönwetter-Projektleiter sind, stellen wir uns dem auch. Man sollte jedoch nie auf die Idee kommen, dass nur weil jemand anderer Meinung ist, dieser auch gleich ein schlechter Mensch sein muss. Wer Person und Inhalte nicht trennen kann, hat ein Problem.
Und seinen wir ehrlich: Wir haben alle dieses Problem. Von Zeit zu Zeit treffen wir einfach auf Menschen, die wir einfach, na sagen wir, mit denen wir vielleicht doch kein Bier trinken gehen wollen. Leute, deren bloße Anwesenheit einen agressiv werden lässt und denen man schon aus Prinzip widersprechen möchte. Ganz schlechter Stil, sehr unprofessionell, aber so sind wir nun mal.
Was soll man machen? Tatsächlich gibt es eine Lösung, die ist jedoch nicht ganz einfach. Man setzt sich mit der Person zusammen und redet offen und ehrlich über die Situation. Tenor:“Warum auch immer, aber wir scheinen uns nicht wirklich zu mögen. Ich habe aber Angst, dass dies das Projekt gefärdet. Und darum spreche ich es an“. Mit etwas Geschickt kommt man gemeinsam zum Ergebniss, dass man sich stärker auf die Sachebene konzentriert und die persönlichen Probleme als „vorhanden, aber ist nun mal so“ erstmal hinnimmt.
Wichtig ist auch die andere Richtung. Falls man sich aus Versehen dazu hinreißen lässt, das man jemandem sagt, seine Idee sei ein hinamputierter Schwachsinn der nur zustande kommt, wenn man zuviele Drogen und zuwenig Ahnung hat, sollte man sicherheitshalber im Nachsatz sagen „Also, nichts gegen dich persönlich“ – ok, und wenn man das noch verkauft ohne das es als Polemik rüberkommt ist man richtig gut…
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