Gute Pflichtenhefte
Ich schlage mich ja seit einigen Tagen mit einem, na sagen wir mal, optimierungsbedürftigen Pflichtenheft herum. Was sind eigentlich Qualitätsmerkmale für ein Pflichtenheft? Merkmale, jenseits der DIN Vorgaben und Struktur des Inhaltsverzeichnises.
Hier meine persönliche Liste. Ein gutes Pflichtenheft:
– ist keine lästige Pflichtübung. Oft wird ein Pflichtenheft geschrieben, damit man dem Prozess genüge tut. Das hilft niemanden. Ein Pflichtenheft ist die letzte Möglichkeit der Kommunikation zwischen Fach- und Technikabteilung. Die anschließenden Feinkonzepte und IT-Architekturen versteht der Anforderer nicht mehr. Das Pflichtenheft ist *die* Chance dem Anforderer zu zeigen, dass man die Anforderungen verstanden hat und sogar weiß, wie man es löst.
– ist der Zielgruppe angepasst. Wenn alle Leser wissen, was ein drehgepufferter Ringziehflansch ist, braucht man seine Leser nicht mit Erklärungen langweilen. Auf der anderen Seite hält man selber gerne Dinge für selbstverständlich, die für andere Menschen erstmal nicht klar sind.
– Hat eine maximale Dokumentengröße von 70-100 Seiten. Ab 70 Seiten wird das Pflichenheft in mindestens drei Dokumente geteilt: Ein Übersichtsdokument sowie die einzelnen Dokumententeile.
– ist Teil einer Kette. Jede einzelne Anforderung (jedes Feature) lässt sich komplett über alle Dokumente verfolgen. Ich kann also später zu jedem Wunsch im Lastenheft genau den zugehörigen Testfall benennen. Sinn macht es, jeder Anforderung eindeutig zu kennzeichnen (nummerierung etc.) Pflichtenheft, Feinkonzeption, Testdokumente etc. beziehen sich immer auf diese Bezeichnungen.
– enthält kein unnötiges Geschwafel. Es geht nicht darum, durch Seitenzahlen zu beeindrucken. Manchmal reichen auch 3 Seiten aus, um einen komplexen Sachverhalt darzustellen. Kurzfassen ist eine Kunst! Wie schrieb schon Goethe: „Bitte verzeihen Sie den langen Brief, aber ich hatte wenig Zeit“
– geht vom Großen ins Kleine.
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