New Economy Erinnerungen 2/3
Die Web-Agentur, Hamburg
In der Stellenausschreibung wurde ein Security-Experte gesucht. Ich rief an und vereinbarte, meine Bewerbungsunterlagen vorbei zu bringen. 3 Stunden später verließ ich den Laden als neuer Entwicklungsleiter…
Die Agentur saß am Anfang der Reeperbahn (schräg gegenüber AOL). Kleiner Nachteil: Es gab noch gar keinen Softwareentwicklungsbereich. Meine Aufgabe war es also, in kurzer Zeit ein komplettes Team aus dem Boden zu stampfen. Leider war es 1998 und Softwareentwickler mehr als gesucht. Ich habe trotzdem täglich mehrere Bewerbergespräche geführt und ein Team auf die Beine gestellt.
Einmal scheiterten wir leider am Ausländerrecht: Ein Student der Hamburger Uni konnte nicht eingestellt werden. Er war Russe und musste erst zurück in sein Heimatdorf, dort ein Visum/Arbeitserlaubnis beantragen und ein paar Monate warten. Einfach vom Studium ins Berufsleben wechseln ging nicht. Schade, ich hätte ihn gerne eingestellt. Einer der besten Entwickler war früher Straßenbauer und musste den Job gesundheitsbedingt aufgeben. Er war richtig gut (und würde heute vermutlich nur schwer einen ähnlichen Job finden können).
Spaß machten die Kunden, die bis vor kurzem von gar keine Computer in ihren Büros hatten: Hamburger Privatbanken die ins Internet wollen – Me Too Auftritte halt. Daneben gab es ein Konzept für ein Knowledge-Management-System – auch ein mittlerweise fast schon verbotenes Buzzword.
Aber das Konzept war eigentlich nicht schlecht. Die Umsetzung hätte zwar einige Millionen verschlungen, aber darum machte man sich 1998 ja eher weniger Sorgen…
Das Konzept/Produkte nannte sich Opentrust. Lustig ist der Titelschutz-Anzeiger in dem auch OpenTrust auftaucht (1999). Hier findet man einen Schutzeintrag für alles das „@Home“ beinhaltet. Dann findet sich das IT-Journal, E-Games, Gamesdownload.de, censio, e.ticker usw. usw. – und das nur für eine Woche.
Die Agentur gibt es heute noch. Dazwischen kam die Standard-NewEconomy Entwicklung: von 10 auf 200 und wieder auf 10 Mitarbeitern in 3 Jahren. Ich ging in der Boomzeit und wechselte zu Pixelpark nach Berlin. Aber das ist eine andere Geschichte…
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