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Der perfekte Bewerber Teil 2

Wenn ich mich im Büro mit Praktikanten unterhalt merke ich, wie lange mein Studium schon zurück liegt. Die studieren Fächer, von denen habe ich noch nie gehört.

Wenn man wie ich 1989 als Nerd (= Trottel der Mathe&Physik als Leistungskurs hatte) nach einem Studienplatz gesucht hat, gab es eigentlich nur folgende Möglichkeiten:
Elektrotechnik (der Ingenieur als Krone der Menschheit), Maschinenbau, Physik, Mathematik, Statistik oder Informatik.

Wobei Informatik schon irgendwie ein Sonderfall war. Denn die Mathematiker konnten es irgendwie nicht ertragen, dass es plötzlich eine eigene Fachrichtung gab und taten das eher als kurzfristige Mode ab. Warum sollte man denn nicht gleich Mathematik (also die einzige echte Wissenschaft) studieren. Mein Studienführer als dem Jahr 1988 wies darauf hin, dass man als Informatiker sehr wissenschaftlich arbeiten würde und ohne Promotion bräuchte man sich erst gar nicht auf Jobsuche begeben. Wieauchimmer. Alles in allem gab es also weniger als 10 Möglichkeiten, an der Uni seinen Weg zu machen.

Und heute? Heute findet man im Studienverzeichnis 50 Studiengänge in denen das Wort „Medien“ vorkommt. Das Studium ist unglaublich spezialisiert.

Ich gebe zu, dass ich das nicht verstehen kann. Wo ist der Sinn einer so frühen Spezialisierung? 80% aller Medienberufe gab es vor 10 Jahren noch nicht. Und welche Berufsbiler es in 5 Jahren geben wird, kann niemand sagen. Vermutlich 40% der Dinge, die ich im Studium gelernt habe, waren am Ende meines Studiums veraltet. Ist das ein Problem gewesen? Natürlich nicht. Denn man lernt im Studium ja nicht nur Inhalte, sondern – viel wichtiger – Methoden und Lernstrategien. Ich kenne die Studiengänge ja nicht im Detail, aber besteht nicht die Gefahr, dass ein Studium je schneller veraltet, je spezieller die Inhalte sind?

Ein zweiter Punkt. Als ich mein Studium gestartet habe, hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, in welche Richtungen es mich mal verschlagen würde. Ich wollte grandiose Software erschaffen. Kundenkontakt? Vorträge? Leitung von Workshops? Große Beratungsprojekte? Personalverantwortung? Ich?!? Nie im Leben! Später stellte sich dann heraus, dass ich zwar kein schlechter Softwareentwickler war, aber bei weitem nicht so brilliant, wie ich es denn gerne gewesen wäre. Statt dessen fing ich an es zu lieben, Teams und Projekt zu führen. Wenn mir das jemand im ersten Semester vorhergesagt hätte? Ich hätte gelacht und weiter getrunken. Wäre also ein Studium für mich gut gewesen, dessen Inhalte extrem stark auf den zukünftigen Job zugeschnitten sind? Hell no!

Egal, ich muss zum Glück heute nicht mehr studieren. Ich beneide die aktuellen Studenten aber auf jeden Fall nicht.

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