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Horrorfilme und Killerspiele

Es gab mal einen Film namens Carrie. Der Film basiert auf einem Buch von Stephen King. Irgendwann vor vielen Jahren brachte ein Mädchen seine Mitschülerinnen um und erzählte später, dieser Film habe sie dazu inspiriert. Es gab noch einige andere ähnliche Vorkommnisse. Und siehe da: Man hatte ein wunderbares Feindbild.

Es war nicht die Erziehung, es war nicht die Schule, es war nicht die Gesellschaft. Nein, die Horrorfilme haben in den 70’ern und 80’ern die Kinder zu Tötungsmaschinen werden lassen.

Natürlich gab es auch schon vorher Horrorfilme. Aber dank der Videorekorder konnten wir uns als Jugendliche in der 80’ern viel einfacher mit Material versorgen. Filme wie Tanz der Teufel kannte so ziemlich jeder – trotz deutschlandweiter Beschlagnahmung. Unserer Einkaufsliste war die Indizierungsliste der Bundesprüfstelle für jugendgefärdende Schriften. Wir haben sie alle gesehen. Und gute Horrorfilme liebe ich auch heute noch.

Ich schaue also seit fast 25 Jahren Horrorfilme (was also bedeutet, dass meine Eltern ihre Aufsichtspflicht verletzt haben – aber das ist hoffentlich verjährt). Trotzdem habe ich noch niemanden ermordet. Ich habe sogar den Kriegsdienst verweigert (so richtig mit Waffe ablehnen in der Grundausbildung und Prüfung vor Ausschuss). Habe ich also nochmal Glück gehabt? Nein, natürlich nicht. Weder Horrorfilme, noch Comics (als erste Werke landeten 2 Tarzan Comics 1944 auf dem Index) oder Wasauchimmer machen jemanden zu einem Verbrecher.

Irgendwann hatte sich das Feindbild Horrorfilm dann auch totgelaufen.

Heute kann man Tanz der Teufel (um 2 Minunten gekürzt) ab 16 in jedem Laden kaufen. Und jede Folge von Navy CSI zeigt mehr Guts&Gore als ein durchschnittlicher 80’er Streifen der auf dem Index gelandet ist. Untersuchungen belegen, dass Horrorfilme Agressionen eher abbauen als sie zu fördern.

Verdammt, muss man sich jetzt also doch wieder auf die Erziehung konzentrieren. Nein, zum Glück nicht. Denn wir haben ja ein neues Feindbild: Killerspiele.

Jeder Counterstrikespieler ist ein potentieller Amokläufer – zumindest wollen uns das Leute wie Schönborn einreden. Oh verdammt, ich bin also auch gefärdet. Wenn ich mich abends mit meinem Kumpel auf eine Runde HL2 oder fear treffe, war das für mich bislang so ähnlich wie Kartenspielen – eine nette Entspannung. Aber nein, ich habe mich dadurch einer nicht zu unterschätzenden Gefahr ausgesetzt. Uff, nur gut, dass ich jetzt gewarnt bin.

Die traurige Wahrheit ist doch: Es wird immer jemand da sein, der durchdreht. Es wird immer Menschen geben in deren Gehirn es plötzlich „klick“ macht und die dann unglaubliche und erschreckende Dinge tun. Gab es immer und wird es immer geben. Das ist tragisch. das kostet Menschenleben. Manchmal kann man es verhindern. Manchen Menschen kann man helfen. Manchmal kann man nichts machen.

Aber das ein Verbot von Counterstrike unsere Welt besser machen würde ist ein so unglaublicher Unfug, dass man solche Politiker sofort rauswerfen sollte.

Nachtrag:
Der Amokläufer hatte einen Blog. Da man den Link vermutlich problemlos bei Google findet, hier ist er resistantx.livejournal.com .
Zitat gefällig? „Was hab ich denn jetzt noch zu verlieren…nichts – Ich habe schon alles verloren. Es ist die Hölle, ein Leben vergeudet…das darf alles nicht wahr sein.“ Diese Hilferufe sind über ein Jahr alt! Offenbar hat das entweder niemand aus seinem Umfeld gelesen, oder niemand hat ihn ernst genommen. Aber klar, es sind die Killerspiele (was immer damit gemeint ist). Wäre auch zu abwegig sich vorzustellen, dass hier offensichtlich sein Umfeld die Signale falsch gedeutet hat (was jetzt kein Vorwurf sein soll, ich kann mir logischerweise kein Urteil erlauben).

5 thoughts on “Horrorfilme und Killerspiele

  • Alex sagt:

    Ein bisschen weiter unten auf seiner Seite liest man einen Dialog mit einem Lehrer. Ich kann mich an ähnliche Dialoge aus meiner Schulzeit erinnern in deren Folge Lehrer auf Mitschüler zukamen und sich nach dem Umfeld und Problemen des „Auffälligen“ erkundigt haben, darauf sind Gespräche mit Eltern gefolgt, Mitschüler sind sensibilisiert worden und ein „Auffälliger“ wurde wieder integriert.

    Und dass es sowas nicht gibt, da sollen jetzt Killerspiele dran Schuld sein? Da krieg ich ganz spontan Lust auf Killerspiele… Eigentlich mag ich solche Spiele auch garnicht, hab´s mal mit Unreal Tournament versucht… Ich steh da viel mehr auf Autospiele. Need For Speed. Mein Auto tunen, Rennen im öffentlichen Straßenverkehr fahren, Polizisten abhängen… – wann werden dann diese Spiele verboten? Im Straßenverkehr sterben schließlich mehr Menschen als auf öffentlichen Schulen!?

  • […] Verdammt, muss man sich jetzt also doch wieder auf die Erziehung konzentrieren. Nein, zum Glück nicht. Denn wir haben ja ein neues Feindbild: Killerspiele. […]

  • […] Horrorfilme und Killerspiele […]

  • Natascha sagt:

    Ich bin deiner Meinung. Ich sage dazu nur Sündenbock Projektion!
    „Die soziale Rolle des Sündenbocks kann auch einer ganzen Gruppe von Menschen per Attribution zugewiesen werden. Einer umstrittenen Theorie Sigmund Freuds zufolge lässt sich damit die Entstehung von Vorurteilen erklären: Durch Frustration entstandene Aggressionen in einer Gruppe werden auf eine Außengruppe verschoben, um den Zusammenhalt der eigenen Gruppe zu bewahren.“ Und wichtig ist der Satz *um den Zusammenhalt der eigenen Gruppe zu bewahren* s. o.

    „Diese Hilferufe sind über ein Jahr alt! Offenbar hat das entweder niemand aus seinem Umfeld gelesen, oder niemand hat ihn ernst genommen“

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