Guerilla Projektmanagement

IT Projekte & Agilität & Zeuch

11. September 2001

Heute vor 5 Jahren

Ich fahre mit dem Zug von Dortmund nach Düsseldorf zu einem Termin. Dort soll ich versuchen, irgendwelchen Bank-Leuten die Vorteile eines CMS näher zu bringen.

Am Bahnhof angekommen sehe ich eine Menschentraube vor dem dort aufgestellten großen Bildschirm. Ich bin neugierig, gehe hin und sehe den 1. Turm brennen. Keiner weiß was passiert ist. Ich schaue ein paar Minuten zu, verstehe aber kaum etwas.

Auf dem Weg zum Termin (an der Kö‘) rufe ich meine Freundin an „Schalte den Fernseher ein, ich muss weiter“.

Beim Termin: Der Termin ist in den Räumen einer befreundeten Beratungsgesellschaft. Dort ist man aufgebracht und verwirrt. Der Termin wurde vom Chef der Firma organisiert. Die potentielle Kunden sitzen eher gelangweilt herum. Chef: „Meine Herren, wollen wir auf Grund der aktuellen Situation den Termin trotzdem statt finden lassen?“. Antwort: „Ja ja, fangen Sie mal an“.

Ich stand offenbar ein wenig unter Schock. Eigentlich hätte ich den Termin abbrechen sollen. Statt dessen spule ich meine Präsentation ab. Zwischendurch stürmen Mitarbeiter der Beratungsfirma mit neuen Infos rein „der 2. Turm“ „Turm bricht zusammen“. Meine spontane Reaktion: „Wer macht sowas? Dem muss doch klar sein, dass die USA das Land in dem er sitzt in die Steinzeit zurückbomben. Eigentlich fällt mir nur Afghanistan als Land ein das so einen Quatsch machen kann.“

Irgendwann ist die Präsentation vorbei. Wer hätte es gedacht: Daraus ist kein Projekt geworden. Ich fahre nach Hause und setze mich vor den Fernseher. Bis weit nach Mitternacht kann ich nicht ausschalten. Ich erwarte immer, dass noch etwas passiert. Ich habe „Angst“, etwas zu verpassen. Mein Telefon klingelt ständig. Wir alle sind verwirrt und verstehen nichts. Eigentlich rufen wir uns nur immer gegenseitig an um uns zu fragen, was als nächsten passieren wird.

Wir haben keine Antwort.
Wir wussten noch nicht, dass ab diesem Tag unsere Grundrechte Stück für Stück eingeschränkt werden.
Wir wussten nicht, dass momentan jeden Monat mehr Menschen im Irak durch Attentate sterben, als an diesem Tag in den Twin-Towern.
Wir wussten nicht, dass man mit Bart und Turban schon verdächtig ist. Wir wussten nicht, dass ein liegen gelassener Koffer fast Panik auslöst und zu dringenden Durchsagen im Zug führt- der Besitzer war im Bistrowagen (erlebt vor ein paar Tagen).
Wir wussten nicht, dass die USA geheime Gefängnisse hat in denen unter Verletzung sämtlicher Menschenrechte gefoltert wird.
Wir ahnten nichts von London und Madrid.

Dafür fehlte uns einfach die Vorstellungskraft.

One thought on “11. September 2001

  • Nicolas Kübler sagt:

    „Wir wussten nicht, dass momentan jeden Monat mehr Menschen im Irak durch Attentate sterben, als an diesem Tag in den Twin-Towern.“

    Das mag so sein, aber diese einige Tausende waren von der Bedeutung sehr viel höher gestellt, da sie mit uns mehr verbunden sind. Sie waren wir wir Menschen der westlichen Kultur und hatten nur eines gemeinsam – im gleichen Gebäude zu arbeiten, d.h. es könnte jeden von uns erwischt haben. Aber erschreckend ist, wie diese Toten missbraucht werden um uns zu verängstigen. Nicht seitens der Terroristen sondern von unseren eigenen Repräsentanten im Staat um mehr Kontrolle über uns zu erlangen.

    Für jeden Toden auf unserer Seite, sterben mindestens 100 mal so viele in den Ländern der sog. „Axis of Evil“.

    Vorstellen kann man sich so etwas schon, nur jeder der das öffentlich tun würde, würde man für verrückt erklären. Soweit ich weiß war die Idee nicht die neuste, man hätte nur nie geglaubt, dass die Terroristen so geschult wären.

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